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In Anlehnung an die Podcastfolge mit Martin Widemann
Vielleicht erinnerst du dich noch an das Interview mit Martin Widemann zum Thema „Anspannung lösen“? In der Folge von "Die Aufwärtsspirale" ging es darum, Anspannung wahrzunehmen, zu verstehen, wie wir intuitiv mit Anspannung umgehen und wann Anspannung zu einem Problem wird. Auf unsere Nachfrage nennt Martin Widemann in einer Zwischenfolge zwei konkrete Beispiele seiner Patient:innen aus dem Skillstraining und Diana hat noch weitereIdeen dabei, die du in deinen ganz persönlichen Notfallkoffer packen kannst. Diese kannst du dann leicht nutzen, wenn du in einer akuten Belastungssituation bist.
Lass uns davor noch zwei Schritte zurück machen und erstmal ein paar Begriffe klären:
DBT ist die Abkürzung für Dialektisch-Behaviorale Therapie. Diese Psychotherapieform eignet sich unter anderem sehr gut für Menschen, die unter großer Anspannung leiden. Die amerikanische Psychologin Marsha M. Linehan entwickelte die DBT vorwiegend basierend auf der kognitiven Verhaltenstherapie für Menschen die, aufgrund der hohen Anspannung, zur Selbst- oder Fremdgefährdung neigen. Diese Tendenz zu solch impulsiven Verhaltensweisen zeigt sich besonders häufig bei Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Falls du gerade dringend nach professioneller Unterstützung suchst, erfährst du in unserem Magazinbeitrag „Therapieplatz finden: Wie komme ich an einen Termin beim Psychologen?“ welche Möglichkeiten es gibt.
Das DBT Skillstraining bietet laut Martin Widemann eine Art Handwerkskoffer für Menschen, die sehr stark mit Anspannung und emotional aufwühlenden Zuständen zu kämpfen haben. Darin befinden sich Werkzeuge oder "Fertigkeiten" (Skills), um besser mit intensiven Emotionen und Impulsen umgehen zu können. Im Zuge der DBT wurde das Skillstraining zunächst für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt. Allerdings zeigte sich schnell, dass auch Menschen ohne klinische Diagnose und bei allen möglichen emotionalen Herausforderungen von der Technik profitieren können. Martin Widemann bestätigt, dass das Skillstraining ein flexibles und breites Konzept ist, welches sich auch in alltäglichen Anspannungssituationen einsetzen lässt. Mit den Skills, den antrainierten „Fähigkeiten“, können wir angespannte und aufwühlende Situationen entschärfen und handlungsfähig bleiben. Um es für dich greifbarer zu machen hat Martin Widemann heute zwei Skills aus der Praxis mitgebracht, die eine höhere Stresstoleranz ermöglichen.
Sinn und Zweck von Skills ist es, über äußere Reize Abstand von den Emotionen oder der Anspannung zu gewinnen und damit wieder handlungsfähig zu werden. Welche Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten) dafür am besten geeignet sind, ist individuell verschieden. Experimentieren ist dabei eine gute Idee.
Ziel ist es, die Skills zu finden, die für uns hilfreich sind und zu schauen, wie wir diese in den Alltag integrieren können.
1. Einer Patientin von Martin Widemann half es ihren Kopf kurz unter kaltes Wasser zu halten, um ihre Emotionen zu regulieren. Deshalb legte sich die Patientin einen Kurzhaarschnitt zu, um den Skill auch auf der Arbeit praktizieren zu können (ohne durch nasse Haare aufzufallen).
2. Eine andere Patientin litt unter sehr hoher Anspannung beim Autofahren. Sie ließ sich einen Igelball mit Gewinde anfertigen, welchen sie auf den Kupplungshebel schraubte. Die Reize über die Stachel des Igelballs regulierten ihre Anspannung.
Ich möchte noch einmal betonen, wie wichtig es ist, dass der Skill für dich funktioniert. Alle die funktionieren, packst du in deinen Notfallkoffer.
Diana nennt im Podcast eine Reihe von Skills, die wir in unseren Notfallkoffer packen können. Hier sind meine Top 5 Skills für meinen Notfallkoffer:
1. Chili erzeugt Schärfe im Mund und lässt dich an nichts Anderes mehr denken
2. Kaugummis, besonders die mit intensivem Geschmack
3. Japanisches Heilpflanzenöl (riechen)
4. Ein Spruch, eine Postkarte oder das Foto eines geliebten Menschen
5. Steine in jeglicher Form
Kleiner Tipp am Rande: Wenn wir nervös vor einem Arztbesuch oder einer Prüfung sind, können wir einen Kieselstein in den Schuh legen: Er fällt nicht auf und lenkt uns von der Anspannung ab.
Für mehr Skills, hör' hier in unser Podcastfolge dazu:
Ein wichtiger Hinweis noch: Über den Notfallkoffer sollten wir uns VOR einer belastenden Situation Gedanken machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit können wir uns während Belastungssituationen nicht darauf konzentrieren, welcher Skill uns im Allgemeinen helfen könnte. Macht auch Sinn: Wenn wir in den Urlaub fahren, machen wir uns ja auch nicht erst 10 Minuten vor der Abfahrt Gedanken, was wir alles brauchen. Sonst könnte es stressig werden.
Anspannung ist häufig auch ein Stress-Symptom. Falls du dich gelegentlich gestresst fühlst, schau doch in unseren 0€-Minikurs „Stress lass nach“. Und wenn du im Anschluss den vollen Kurs machen möchtest, erstattet dir deine Krankenkasse sogar die Kursgebühren dafür (zu 70-100%, bei allen gesetzlich versicherten Personen).
Unser ganzes Gespräch mit Martin Widemann hörst du in diesem Video: